Montag, 25. Juli 2011

Leseempfehlung: Alan Posener, Anders Breivik als Theoretiker und Propagandist der Neuen Rechten

Ich empfehle Ihnen diesen Kommentar von Alan Posener wärmstens.

Ich habe jedoch zwei Einwände gegenüber den Thesen, Glaubenssätzen von Alan Posener:

Alan Posener tritt gegenüber den Neo-Rechten für die Offene Gesellschaft ein, die sich s.E. durch ethische, religiöse und kulturelle Heterogenität auszeichne. An anderer Stelle hat Posener formuliert, dass wir derart in der "liebens- und lebenswürdigsten Gesellschaft" seit Erschaffung der Welt leben. Ich habe den Eindruck, dass dieses Gesellschaftsmodell für Posener das summum bonum, oder wenn man es hegelianisch formulieren will, die höchste Verwirklichung des Geistes in der Geschichte ist, der man, sofern man guten Willens ist, beipflichtet, sofern man bösen Willens ist, Widerstand leistet. Posener scheint nicht in den Sinn zu kommen, dass es auch materielle Grundlagen psychologischer, sozialer, ökonomischer Natur gibt, die der Verwirklichung dieses summum bonum Grenzen setzen. Hier sehe ich die Berechtigung des "rechten" Protestes, die Grundlage ihres "Unbehagens an der Kultur", das ja nicht nur von von Hard-Core-Ethnizisten geteilt wird, sondern über die Leitfiguren wie Sarrazin und Broder bis zu Angela Merkel, die Multikulti für gescheitert erklärt hat, sich in der post-bürgerlichen Mitte äußert. Für Posener scheint dies nur ein irreduzibles falsches Bewußtsein oder ein irreduzibles reaktionäres Böses zu sein. Ich halte es für fatal, wenn sich die Diskussion immer in Pro und Kontra, in eindeutigen Feindbildern, Steckbriefen, verfestigt, anstatt nach der Reichweite, der richtigen Dosis, dem Optimum, der Machbarkeit zu fragen. Diese Akzentverlagerung würde ich für ein Kriterium einer wahrhaft offenen Gesellschaft halten.

Ich weiß nicht, ob Alan Posener wirklich glaubt , dass Juden "instinktiv [oder in einem erworbenen Reflex] – und aus Vernunftgründen – gegen den Nationalismus" sind, oder ob er davon ablenken will,  dass Juden, ebenfalls aus Vernunftgründen, sich sehr wohl für einen Nationalismus entschieden haben, den Zionismus, den Herzl begründet hat. Mir will es scheinen, dass Posener zwar gegen den Nationalismus der Völker, deren Homogenität, argumentieren will, vom Nationalismus Israels, dessen Homogenität,  jedoch schweigen.

Ich verweise auch auf Yoram Hazony, der im Merkur Januar 2011 geschrieben hat:
Das Problem besteht darin, dass viele in Europa sich für ein Konzept internationaler Beziehungen entschieden haben, das der nationalen Unabhängigkeit sehr große Opfer abverlangt, wenn ein Volk als wirklich legitimes Mitglied der Völkergemeinschaft anerkannt sein will. Es sind Opfer, die selbst einigen europäischen Nationen schwerfallen. Realistisch betrachtet besteht keine Möglichkeit, dass Israel diese Opfer bringen wird. Israel wurde mit dem ausdrücklichen Ziel gegründet, ein unabhängiger Nationalstaat zu sein, der Staat des jüdischen Volkes, und das wird es aus den von mir dargelegten Gründen auch bleiben. Solange viele in Europa weiterhin daran arbeiten, ihre eigenen unabhängigen Nationalstaaten abzuschaffen, werden sie weiterhin den Übergang zu einem neuen Paradigma vorantreiben, dem es äußerst schwer fällt, einer Nation wie Israel darin einen Platz einzuräumen.
Ich bin mir bewusst, dass viele Europäer auf ein anderes Israel hoffen. Ich selber hoffe, dass wir einen Gesinnungswandel in Europa erleben werden. Anständige Menschen sollten in der Lage sein, auf Israel zu schauen und einzuräumen, dass der jüdische Staat nicht notwendig deshalb dem neuen Paradigma nicht entspricht, weil etwas faul ist in Israel, sondern weil vielleicht etwas faul ist an dem neuen Paradigma. Vielleicht ist die Europäische Union nicht in jeder Hinsicht eine so vielversprechende Idee, wie man vermutete. Vielleicht haben sich die europäischen Völker geirrt und ihre nationale Unabhängigkeit zu gering eingeschätzt und waren bereit, zu einem allzu niedrigen Preis auf sie zu verzichten. Die Geschichte ist unbeständig und wechselhaft, und wer das heute nicht zu erkennen vermag, wird es vielleicht morgen sehr deutlich erkennen.
Wenn die Europäer erst einmal Anlass haben, den Wert, den sie ihren nationalen Traditionen und ihrer nationalen Unabhängigkeit zuerkennen, zu überprüfen, ist das Beispiel Israels vielleicht von größerem Interesse für sie – in einem positiven Sinne. Und wenn das geschieht, da bin ich mir sicher, werden sich die Beziehungen zwischen Europäern und Israel verbessern, vielleicht sogar überraschend schnell.”

2 Kommentare:

Ama-gi hat gesagt…

Interessante Sichtweise und durchaus wahr dass die Bestreben Israels rechter Kräfte nach Homogenität geradezu ignoriert werden!

Oscar Mercator hat gesagt…

@ KnowledgeFlicks.

Schöne Website. Schade, dass einige Videos wegen Urheberrechtsverletzung hier in Deutschland nicht verfügbar sind, nicht gesehen werden können.